Hondas lange Geschichte in der Formel 1

Honda war seit langem in der Formel 1 aktiv. Nur wenige der derzeit in der F1 aktiven Teams und Motorenlieferanten können auf eine Geschichte zurückblicken, die mit der von Honda vergleichbar ist – und noch weniger können bessere Ergebnisse vorweisen.

Trotzdem ist die Saison 2021 unsere letzte. Honda verabschiedet sich aus der Formel 1. Was hat Honda in der Formel 1 erreicht? Und warum zieht sich Honda aus der Formel 1 zurück?

Die Geschichte von Honda in der Formel 1

Der Auftakt von Honda in der Formel 1 mit dem RA272 mit 1,5-Liter-V12-Motor hat 1964 die Sportwelt begeistert. Damals wurden die meisten F1-Rennwagen gemeinsam von einem Chassiskonstrukteur und einem Motorenlieferanten entwickelt. Honda baute sein Fahrzeug als eines von insgesamt nur drei Teams jedoch komplett selbst. Ungewöhnlich waren sowohl der quer verbaute Motor als auch die extrem hohen Drehzahlen. Honda orientierte sich an den Erfahrungen aus dem Motorradrennsport, wo hohe Drehzahlen die Norm waren. Der erste F1-Sieg gelang bereits in der zweiten Saison mit Richie Ginther beim Großen Preis von Mexiko 1965.

Danach wurde in der Formel 1 auf 3,0-Liter-Motoren umgestellt und John Surtees war 1967 mit dem RA300 mit einem V12-Motor von Honda und einem von Fahrzeugkonstrukteur Eric Broadley entworfenen Chassis erfolgreich. 1968 zog sich Honda aus der Formel 1 zurück. Das Unternehmen wollte sich einerseits auf den Einstieg in den US-amerikanischen Markt mit dem Civic konzentrieren, aber auch dem bei einem Rennunfall ums Leben gekommenen Fahrer Jo Schlesser Respekt zollen.

1983 kehrte Honda in die Formel 1 zurück und war als Motorenlieferant überaus erfolgreich. Mit den V6- (Turbo), V10- und V12-Motoren konnten zahlreiche Rennsiege und Meisterschaften errungen wurden. Die Saison 1988 war nahezu perfekt, denn alle Siege (außer einem) wurden von Rennwagen mit Honda Motoren eingefahren.

1993 unterbrach Honda sein Engagement in der Formel 1 erneut, da das Unternehmen alles erreicht hatte, was es erreichen wollte. 2000 trat Honda wieder als Motorenlieferant in Erscheinung und gründete später ein eigenes Formel 1-Team. Jenson Button sorgte für einige spektakuläre Auftritte, konnte jedoch nur einen Sieg erringen: 2006 in Ungarn.

Im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zog sich Honda aus der Formel 1 zurück, um sich auf das Geschäft mit Straßenfahrzeugen zu konzentrieren. 2015 stieg Honda erneut in die Formel 1 ein – als Motorenlieferant für McLaren, die Scuderia Toro Rosso (heute Scuderia AlphaTauri) und Red Bull Racing. Max Verstappen holte 2019 beim Großen Preis von Österreich den ersten Sieg von Honda in der Hybrid-Ära der Formel 1. Verstappen hat beim Großen Preis der Emilia-Romagna 2021 auch den jüngsten Sieg für Honda errungen.

Was hat Honda in der Formel 1 erreicht?

In 29 Saisonen konnte Honda als Konstrukteur oder Motorenlieferant über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahrzehnten bis zum Beginn der Saison 2021 folgende Erfolge erzielen:

• 6 WM-Titel in der Konstrukteurswertung mit McLaren (4) und Williams (2)

• 5 WM-Titel in der Fahrerwertung mit Ayrton Senna (3), Alain Prost (1) und Nelson Piquet (1)

• 78 Rennsiege in der Formel 1

• 81 Pole-Positions in der Formel 1

• 67 schnellste Rundenzeiten bei Formel 1-Rennen

Welche Technologie hat Honda in die Formel 1 gebracht?

Die Wellen- und Lagertechnologie aus den Turbofan-Triebwerken des HondaJet kommt in der MGU-H im aktuellen F1-Antriebsaggregat zum Einsatz. Mit der MGU-H kann Wärmeenergie aus der Auspuffanlage des Motors zurückgewonnen und wiederverwendet werden. Die Turbolader des Formel 1-Motors wurden ähnlich wie die Verdichter und Turbinen des HondaJet konstruiert. So konnten Effizienz und die Gesamtperformance verbessert werden.

Auch die bei Honda Motorrädern verwendete Technologie für die Zylinderbeschichtung kommt beim Formel 1-Motor zum Einsatz und sorgt für eine höhere Zuverlässigkeit und bessere Leistungsabgabe. Die variable Ventilsteuerung VTEC aus Honda Straßenfahrzeugen hat maßgeblich zur Entwicklung der Hydrauliksysteme für das F1-Antriebsaggregat beigetragen.

Die aktuellen F1-Antriebsaggregate erzeugen 20 % mehr Leistung als die früheren Motoren ohne Hybridtechnologie. Und das bei einem um 26 % geringeren CO₂-Ausstoß. Der Wirkungsgrad der Antriebsaggregate hat sich von ca. 29 % auf mehr als 50 % erhöht.

Welchen Einfluss hat der Rennsport auf Straßenfahrzeuge von Honda?

Die Anforderungen an Antriebsaggregate in der Formel 1 sind enorm und vielfältig. Eine hohe Leistungsabgabe ist für schnelle Rundenzeiten und Überholmanöver erforderlich. Gleichzeitig müssen die Motoren aufgrund des regulierten Kraftstoffverbrauchs extrem sparsam sein. Die Erkenntnisse, die durch die Optimierung der F1-Antriebsaggregate gewonnen wurden, sorgen bei den Steuerungssystemen von Hybrid-Straßenfahrzeugen von Honda (e:HEV / i-MMD) für eine höhere Energieeffizienz.

Die bei der Entwicklung von Turboladern gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Weiterentwicklung der Turbotechnologie von Straßenfahrzeugen ein. Auch das MGU-H-System, das die Kraftstoffeffizienz von Formel 1-Motoren erhöht, soll in Zukunft auch bei Straßenfahrzeugen Anwendung finden.

Warum verlässt Honda die Formel 1?

Laut Honda steht die Automobilindustrie vor einem „Jahrhundertwandel“ mit weitreichenden Konsequenzen. Damit gemeint ist vor allem der Umstieg auf CO₂-neutrale Fahrzeuge. Forschung und Entwicklung stehen vor großen Herausforderungen. Honda möchte sich vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen auf die Forschung und Entwicklung künftiger Antriebs- und Energietechnologien konzentrieren.

Dabei geht es vor allem um die Entwicklung und Optimierung von Hybridfahrzeugen, Elektrofahrzeugen wie dem neuen Honda e sowie Elektrofahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb. Im Zuge dieser Neuausrichtung hat Honda im April 2020 das Forschungszentrum „Innovative Research Excellence, Power Unit & Energy“ gegründet, in dem bei der Entwicklung künftiger Antriebs- und Energietechnologien auf die in der Formel 1 gewonnen Erkenntnisse zurückgegriffen wird.

Was passiert nach dem Ausstieg von Honda aus der Formel 1?

In der Saison 2021 sind Motoren von Honda weiter in der Formel 1 präsent. Die Ergebnisse beim Saisonauftakt in Bahrain zeugen von einem ungebrochenen Engagement für seine Partner: Max Verstappen sicherte sich im Red Bull RB16B mit Honda Motor die Pole-Position und den zweiten Platz.

Auch nach der Saison 2021 unterstützt Honda das Team von Red Bull. Red Bull Powertrains erhält die Technologie der F1-Antriebsaggregate. Red Bull Powertrains baut auf dem Campus des F1-Teams von Red Bull in Milton Keynes künftig Formel 1-Motoren, die auf Konstruktionen von Honda beruhen. Auch wenn Honda als offizieller Lieferant aus der Formel 1 ausscheidet, die Hybridtechnologie des Unternehmens bleibt Red Bull und AlphaTauri auch nach 2021 erhalten.