Die Rückkehr der Fireblade

Die Fireblade hat überall auf der Welt große Rennerfolge gefeiert. Ein WorldSBK-Titel ist ihr in 15 Jahren jedoch verwehrt geblieben. Mit dem erfolgshungrigen neuen Fahrerteam für die CBR1000RR-R Fireblade SP unterstreicht Honda seine Siegesambitionen.

Die Einführung der Honda Fireblade vor 30 Jahren war eine Revolution. Die Straßenversion der CBR900RR war ein unmittelbarer Erfolg und gewann eine treue Fangemeinde. Doch aufgrund des Wettbewerbsreglements sollte es noch einige Jahre dauern, bis die Honda auf der Rennstrecke Erfolg haben würde. 

Die Einführung der Honda Fireblade vor 30 Jahren war eine Revolution. Die Straßenversion der CBR900RR war ein unmittelbarer Erfolg und gewann eine treue Fangemeinde. Doch aufgrund des Wettbewerbsreglements sollte es noch einige Jahre dauern, bis die Honda auf der Rennstrecke Erfolg haben würde.

Das WorldSBK-Reglement war damals auf Zweizylindermotoren zugeschnitten. Obwohl Honda in den 90er-Jahren mit der legendären RC45 antrat, dauerte es bis zum Umstieg auf die VTR1000 mit zwei Zylindern, bis 2002 der Titelgewinn gelang. Mit der Einführung der CBR1000RR im Jahr 2004 standen die Zeichen jedoch auch endlich für die Fireblade auf Erfolg.

Das Motorrad war auf der Rennstrecke von Anfang an erfolgreich: Der Neuling Chris Vermeulen gewann sensationell vier Rennen für das Team Ten Kate. Honda belegte den zweiten Platz in der Herstellerwertung. Und mit dem Sieg von Tohru Ukawa beim 8-Stunden-Rennen von Suzuka gab das Motorrad einen beeindruckenden Einstand auf der Weltbühne.

„Ich bin 2000 zum ersten Mal in der British Superstock-Meisterschaft eine Fireblade gefahren. Das war die 929. Ich mochte dieses Modell sehr“, so der Australier. „Ich habe auf diesem Motorrad einige Rennen gewonnen und bin dann anschließend für ein paar Jahre auf das 600er Supersportbike umgestiegen. 2004 bin ich zurück zur Fireblade gewechselt, zum neuen Modell mit dem 1000-cm³-Motor. Das war eine völlig neue Erfahrung. Es war meine erste Saison in der WorldSBK und wir mussten ein komplett neues Motorrad entwickeln.

Diese Bikes waren die weltweit ersten Rennsport-Fireblades. Das wurde schon in den ersten Runden deutlich. Unser elektronischer Lenkungsdämpfer war nicht mit der ECU kompatibel und die Verkleidungen passten nicht zum Chassis. Für ein paar Rennen mussten wir das Motorrad sogar mit Klebeband zusammenhalten. Wir haben uns aber gut geschlagen und konnten uns schon im zweiten Rennen auf Phillip Island zwei Podiumsplätze sichern. Ich habe in Silverstone gewonnen und konnte in diesem Jahr vier Rennen für mich entscheiden. Damit lag ich drei Rennen vor Schluss an der Spitze der Fahrerwertung.

Die Stärken des Motorrads waren das gewaltige Drehmoment und seine unglaubliche Leistung. Damals gab es noch keine elektronischen Assistenzsysteme, wir hatten also weder Traktionskontrolle noch Motorbremssteuerung. Mit den 200 PS gab es in jedem Gang eine Menge auszuprobieren. Das hat Spaß gemacht, wenn ich es geschafft habe, die Kraft auf den Boden zu bekommen, und es war eine Herausforderung, wenn das nicht geklappt hat. In Monza 2004 waren wir das erste Superbike, das auf der Geraden dieser Strecke über 320 km/h geschafft hat. Das Motorrad war keinesfalls perfekt und auch ein wenig zu schwer. Das machte das Lenken schwierig. Dafür war das Bike jedoch immer stabil.

Das Motorrad hat sich in meinen zwei Jahren dort stark verbessert. Ich denke, dass wir Ende 2005 im gesamten Feld die Stärksten waren, auch wenn Troy Corser die Meisterschaft gewinnen konnte. Dieses Motorrad ist noch immer eines meiner Lieblinge. Zum einen, weil es mein letztes Raw Bike war und zum anderen, weil es so viel Spaß gemacht hat, es zu fahren.“

Nachdem er den Titel 2005 knapp Troy Corser überlassen musste, wechselte Vermeulen zur MotoGP und der ehemalige Weltmeister James Toseland übernahm seinen Platz. Der Engländer holte 2007 den Titel, bevor er Vermeulen in die MotoGP folgte.

CBR1000RR-R Fireblade SP des HRC-Teams

Die Fireblade ist sich über die Jahre treu geblieben: mit dem leistungsstärksten Motor in der Superbike-Klasse und einem wendigen Chassis, das Teams eine fantastische Ausgangsbasis bietet. Nach den großen Erfolgen der Fireblade im Lauf der Jahre bei Langstrecken- und Straßenrennen sowie in den nationalen Superbike-Meisterschaften ist das Ziel der neuen CBR1000RR-R Fireblade SP die Rückkehr zum Erfolg in der WorldSBK-Meisterschaft.

Die Honda Racing Corporation tritt nun das dritte Jahr wieder bei der WorldSBK an. Und es gibt umfangreiche Veränderungen. 2022 geht HRC mit zwei neuen erfolgshungrigen Fahrern an den Start. Iker Lecuona bringt zwei Jahre MotoGP-Erfahrung mit, während Xavi Vierge bereits auf über 100 Grand-Prix-Starts zurückblicken kann. Dieser Fahrerwechsel ist nicht ohne Risiko. Doch Projektleiter Leon Camier ist überzeugt, dass bei dieser produktionsbasierten Maschine Talent wichtiger ist als Erfahrung.

Camier, ein Veteran mit über 200 WorldSBK-Starts, kommentierte die Bekanntgabe der Fahrer wie folgt: „Ein Motorrad ist ein Motorrad. Ein schneller Fahrer kann sich anpassen. Beide Fahrer haben ihr Talent bewiesen und wir müssen sie jetzt fit machen für die neue Saison.“

Ende 2021 ging es los. Für Lecuona war der Einstieg in die Serie jedoch auch von einer schmerzhaften Erfahrung begleitet. Bei einem Sturz mit hoher Geschwindigkeit brach er sich einen Finger und musste am letzten Tag der Testfahrten aussetzen. Verpasste Zeit auf der Strecke ist in dieser Phase der Superbike-Ausbildung ein schwerer Rückschlag. Trotzdem ist von dem Spanier, der in der zweiten Hälfte der MotoGP-Kampagne 2021 für Aufsehen sorgte, dieses Jahr Großes zu erwarten.

HRC kehrte mit reichlich Grand-Prix-Erfahrung, jedoch wenig Superbike-Know-how zurück in die Meisterschaft. Die Entscheidung war selbstverständlich gewagt, doch mit dem erfahrenen Pete Jennings als Teamchef von Lecuona bringt Camier mehr und mehr Superbike-Erfahrung in das Projekt ein. Diese kann nur von Vorteil sein.

Zwei CBR1000RR-R Fireblade SPs des HRC-Teams

Honda schreckt nicht davor zurück, im Rennsport seinen eigenen Weg zum Erfolg zu gehen. Im Lauf der Jahre gab es unzählige Projekte mit einzigartigen Konstruktionen und Entscheidungen. Mit dem WorldSBK-Aufgebot für 2022 gibt es eine weitere Abweichung von der Norm: Zwei Neulinge ersetzen Alvaro Bautista und Leon Haslam als Fahrer. Das Talent der beiden steht außer Frage, aber die Erwartungen an sie sind jetzt ganz andere.

Für HRC zu fahren, bringt viel Aufmerksamkeit und Druck mit sich. Es werden Siege erwartet. Der Rennsport liegt Honda im Blut. Die Erwartung geht stets dahin, dass HRC gewinnt. Die WorldSBK erlebt derzeit ein goldenes Zeitalter – mit herausragenden Maschinen von fünf Herstellern und dem stärksten Fahrerfeld, das je in der Serie versammelt war. Das wird ein harter Wettbewerb und alle stehen unter Leistungsdruck.

Sicher ist jedoch, dass sich Honda bei seiner Rückkehr auf die Spitzenposition wie immer auf seine Hartnäckigkeit und seinen Rennsportgeist verlassen kann.